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Noguchi, Isamu

Möbeldesigner, Bildhauer

 

Isamu Noguchi, ein amerikanischer Designer und Bildhauer mit japanischen Wurzeln, prägt insbesondere mit seinen organischen Formen das Design der 1950er Jahre. Stets der Bildhauerei näher als dem normalen Design ähneln seine Werke in erster Linie Skulpturen, die eine gewisse Funktionalität aufweisen. Die so entstandenen Objekte bezeichnet Noguchi selbst als “Dinge zu jedermanns Vergnügen“.

Aufgewachsen in Amerika genauso wie in Japan erlebt er beide Kulturen hautnah, weshalb er dem Westen mit seinen Werken stets die Kunst Asiens näher bringen möchte. Dahingehend will Isamu Noguchi in die Fußstapfen seines japanischen Vaters treten, dessen Dichtungen oft als die Übersetzung des Ostens für den Westen bezeichnet werden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich in seinen Arbeiten immer wieder typisch japanische Motive finden, wie etwa Kendo-Masken bei der Sprechanlage “Radio Nurse“ (1937) oder japanische Lampions bei seinen Akari-Leuchten (ab 1951).

Doch nicht nur sein Leben zwischen zwei Welten hat Noguchis Arbeitsweise beeinflusst, auch der Bildhauer Constantin Brâncuși prägt ihn nachhaltig. Dessen Werke bewundert der junge Isamu Noguchi erstmals in einer Ausstellung in New York, was ihn auch dazu bewegt, sich bei Brâncuși zu bewerben. In den zwei Jahren, in denen er – während seiner Stipendiatenzeit in Paris – als sein Assistent arbeitet, wird er vor allem von Brâncușis reduzierten Formen inspririert. Fortan wendet sich Noguchi einem modernen und in gewisser Weise abstrakten Stil zu, den er durch einen mystischen Touch zu etwas ganz besonderem werden lässt.

Noch heute sind seine Spuren weltweit sichtbar: in Skulpturen wie etwa vor der Bayerischen Vereinsbank in München oder vor dem New Yorker Rockefeller Center, in Gartenanlagen, Springbrunnen und seinen Möbeln und Leuchten, die er hauptsächlich für Vitra und Herman Miller entworfen hat.

 

1904

Am 17. November wird Isamu Noguchi als Sohn des japanischen Dichters Yone Noguchi und der amerikanischen Schriftstellerin Leonie Gilmour in Los Angeles geboren.

1922

Noguchi macht seinen Abschluss an der High School in Indiana und ist danach Praktikant bei dem Bildhauer Gutzon Borglum, der den berühmten Mount Rushmore geschaffen hat.

1922

Isamu Noguchi beginnt ein Medizinstudium an der Columbia University in New York City.

1924

Bereits während seines Medizinstudiums besucht Isamu Noguchi immer wieder Abendkurse in Bildhauerei an der Leonardo da Vinci Art School und bricht dieses schließlich ab, um sich fortan ausschließlich der Kunst zu widmen und sein kreatives Hobby zum Beruf zu machen.

1926

Als Bildhauer erschafft Noguchi die Bronzefigur “Undine“, mit der er seinen gekonnten Umgang mit traditionellen Formen unter Beweis stellt. Es ist die einzige lebensgroße Skulptur des Künstlers, die bis heute existiert.

1927

Als Stipendiat der John-Simon-Guggenheim-Stiftung geht Noguchi nach Paris, wo er als Assistent im Atelier des Bildhauers Constantin Brâncuși arbeitet.

1929

Noguchi kehrt nach New York zurück, wo er in der Eugene Schoen Gallery seine erste Einzelausstellung bekommt.

1935

Isamu Noguchi entwirft erstmals Bühnenbilder für die Tänzerin und Choreographin Martha Graham. Damit beginnt eine Zusammenarbeit, die bis zum Tod des Künstlers bestehen bleiben wird.

1937

Die amerikanische Firma Zenith Radio Corporation produziert die von Isamu Noguchi entworfene Sprechanlage “Radio Nurse“. Das aus Bakelit gefertigte Gerät, das der Firmenchef von Zenith als Babyphone für seine Tochter in Auftrag gegeben hat, erinnert an traditionelle japanische Kendo-Masken.

1938

Für die Associated Press im New Yorker Rockefeller Center entwirft er eine großangelegte Skulptur, die die Freiheit der Presse symbolisieren soll. Damit wird er in den USA einem breiten Publikum bekannt.

1939

Auf der jährlichen Skulpturenausstellung des Whitney Museum of American Art wird auch Noguchis “Radio Nurse“ präsentiert. Das Time Magazine bezeichnet es als das exotischste Ausstellungsstück.

1942

Betroffen vom Angriff auf Pearl Harbor 1941 und den darauffolgenden Repressalien für Amerikaner japanischer Herkunft wird Isamu Noguchi auch politisch aktiv und gründet die antifaschistische Gruppe “Nisei Writers and Artists Mobilization for Democracy“.

1942

Im New Yorker Stadtteil Greenwich Village eröffnet Noguchi in der MacDougal Alley sein Studio.

1942

Noguchi intensiviert seine Arbeit für das Theater und entwirft fortan auch Leuchten und Möbel.

1946

Isamu Noguchi nimmt mit einigen seiner Skulpturen an der Ausstellung “Fourteen Americans“ des New Yorker Museum of Modern Art teil.

1947

Der US-amerikanische Möbelhersteller Herman Miller fertigt einen von Isamu Noguchi entworfenen Glastisch. Bei dem Tisch, der heute unter dem Namen “Noguchi Table“ vertrieben wird, verbindet der Designer zwei sanft geschwungenen Holzteile zu einem kunstvollen Dreibeingestell. Zusammen mit der ovalen Glasplatte schafft Noguchi einen Kaffeetisch, der mit eleganter Einfachheit und Funktionalität überzeugt.

1947 / 1948

Isamu Noguchi entwirft für die Herman Miller Furniture Company den “Chess Table NI-61“. Auf dem Fußgestell, das durch die Verschränkung verschiedener, flacher Holzelement entsteht, liegt eine leicht schalenförmige, aus lackiertem Gussaluminium gefertigte Tischplatte. Diese lässt sich drehen und gibt so an zwei gegenüberliegenden Ecken kleine Schalen frei, in denen die Schachfiguren aufbewahrt werden können. Selbst das Spielfeld integriert der Designer gleich in die Platte, wobei die kleinen roten Stifte und die großen Kunststoffintarsien nur bei näherem Hinsehen als Schachfelder erkennbar sind.

Dieses versteckte Schachbrett und die Tatsache, dass auf das typische Koordinatensystem verzichtet wird, stoßen bei Spielern allerdings nicht auf große Gegenliebe, weshalb die Produktion von Herman Miller bald eingestellt wird. Heute ist Noguchis “Chess Table NI-61“ nur noch in wenigen Sammlungen, wie etwa im Designmuseum von Vitra, zu finden.

1949

Isamu Noguchi unternimmt eine größere Reise, die ihn über Europa und den Mittleren Osten schließlich nach Japan führt, wo er in Kamakura ein Büro aufbaut. Das führt dazu, dass er in den folgenden Jahren häufig zwischen den USA und Japan unterwegs ist.

1951

Um der von den Folgen des Zweiten Weltkriegs angeschlagenen Laternenindustrie im japanischen Gifu wieder auf die Beine zu helfen, entwirft Noguchi die Leuchtenserie “Akari“, für die er in den darauffolgenden 35 Jahren immer wieder neue Modelle kreiert. Die Kollektion aus Shoji-Papier und Bambus, die den traditionellen japanischen Lampions (Chōchin) nachempfunden ist, umfasst mittlerweile an die 100 Modelle verschiedener Decken-, Steh- und Tischleuchten, von denen jede einzelne Leichtigkeit, Licht und Helligkeit (japanisch: akari) ausstrahlt.

1951 / 1952

Für den Friedenspark in Hiroshima entwirft er zwei Brücken.

1954

Isamu Noguchi präsentiert dem amerikanischen Möbelhersteller Hans Knoll den Entwurf eines Schemels, dessen Form wie bei typisch afrikanischen Hockern an eine Sanduhr erinnert. Dank der verchromten Stahlstangen, die die leicht gewölbte Sitzfläche und den Fuß kunstvoll miteinander verbinden, kann man sanft in alle Richtungen schaukeln. Mit dem “Rocking Stool“ gelingt es Isamu Noguchi, spielerische und ergonomische Aspekte zu vereinen.

Der Schemel wird von Knoll über einen Zeitraum von fünf Jahren produziert und ist heute im Vitra Designmuseum zu finden.

1956 / 1957

Isamu Noguchi gestaltet die Gärten der Connecticut General Life Insurance Company in den USA.

1956 – 1958

Auch der Garten der UNESCO in Paris ist eine Schöpfung von Isamu Noguchi.

1957

Der “Prismatic Table“ ist der erste Entwurf von Isamu Noguchi für die Serienproduktion. Der kleine Beistelltisch, den die Aluminium Company of America (Alcoa) in Auftrag gegeben hat, ist das Ergebnis umfangreicher Materialstudien mit Blech und Messingblech, die Noguchi während seiner Zeit bei Constantin Brâncuși in Paris beginnt. Das dreibeinige Untergestell ist nach dem Vorbild der traditionellen japanischen Faltkunst geformt und erinnert an ein Prisma, den Namensgeber des Tischchens. Heute wird der “Prismatic Table“ von Vitra hergestellt.

1960 – 1965

Für das Israel Museum in Jerusalem entwirft er den Billy Rose Sculpture Garden.

1961

In Long Island City, New York, eröffnet Noguchi ein weiteres Atelier.

1962

Isamu Noguchi wird Mitglied der American Academy of Arts and Letters.

1966

Noguchi gewinnt den Brandeis Creative Arts Award.

1968

Im New Yorker Whitney Museum wird Isamu Noguchis erste Retrospektive gezeigt.

1968

Die Skulptur “Red Cube“, die Noguchi aus bemaltem Stahl gefertigt hat, wird auf dem New Yorker Broadway aufgestellt.

1971

Die American Academy of Arts and Sciences nimmt Isamu Noguchi in ihren Mitgliederkreis auf.

1974

Für das Gebäude des japanischen Supreme Court in Tokio designt Noguchi die Springbrunnen im Innenhof.

1979

Der japanisch-amerikanische Designer eröffnet ein weiteres Studio in Japan, dieses Mal auf der Insel Shikoku.

1980

Die Isamu Noguchi Foundation wird ins Leben gerufen.

1980 – 1982

Isamu Noguchi gestaltet die Plaza des Japanese-American Culture and Community Center in Los Angeles.

1982

Für den außerordentlichen Beitrag zur Kunst, den er Zeit seines Lebens mit seinen Arbeiten geleistet hat, erhält Isamu Noguchi die Edward MacDowell Medal.

1984

Die Columbo University verleiht Noguchi die Ehrendoktorwürde.

1984

Mit der Skulptur “Bolt of Lightning“ erinnert Isamu Noguchi auf seine Art an den US-Präsidenten Benjamin Franklin. Das riesige Stahlkonstrukt auf dem Franklin Square in Philadelphia steht symbolisch für Franklins Experiment, mit einem Drachen die Elektrizität von Blitzen zu sammeln.

1985

Der Designer und Bildhauer eröffnet auf Long Island das von ihm entworfene Isamu Noguchi Garden Museum, das heute als Noguchi Museum bekannt ist. Der Japan-Amerikaner will dort die in seinen Augen für seine Arbeit charakteristischsten Objekte präsentieren. Mittlerweile ist dort die weltweit größte Sammlung an Noguchi-Werken beheimatet.

1986

Auf der Biennale in Venedig repräsentiert Noguchi die Vereinigten Staaten von Amerika.

1986

Noguchi wird mit dem Kyoto Preis der Künste ausgezeichnet.

1987

Der US-Kongress ehrt die Arbeit Isamu Noguchis mit der Verleihung der National Medal of Arts.

1988

Die japanische Regierung verleiht Noguchi den Orden des Heiligen Schatzes.

1988

Isamu Noguchi stirbt am 30. Dezember in New York City.